ANTON F. BOERNER - GRÜNDER VON ÔMINA ROMANA UND EINE GEWONNENE WETTE
von Maria Carla Magni
Anton F. Boerner, ein deutscher Unternehmer bayerischer Herkunft, liebt Italien seit seiner Kindheit, als er dort im Alter von fünf Jahren die Sommerferien verbrachte. Seine Begeisterung für Italien verwandelte sich dann in eine tiefe Liebe für Archäologie, Geschichte, Philosophie, Kunst und Kultur und veranlasste ihn zur Gründung eines Unternehmens, in dem er sein gesamtes Wissen bündeln und einen Traum verwirklichen konnte: das Weingut Ômina Romana in einer bis dahin wenig bekannten Gegend.
An seiner Seite stand dabei immer seine Familie, vor allem aber seine Frau Anna Maria, eine Italienerin, die bei allen geschäftlichen Entscheidungen immer sein „Alter Ego“ war. Heute wird das Weingut auch von seiner Tochter Katharina geleitet, die als geschäftsführende Direktorin fungiert, sowie von einer erweiterten Familie treuer und wichtiger Mitarbeiter.
- Seit Sie 2007 das Projekt Ômina Romana ins Leben gerufen haben, haben Sie nun eine seinerzeit sehr ehrgeizig erscheinende Wette gewonnen?
Dazu möchte ich sagen, dass wir auf einem guten Weg
sind.
Wir haben noch nicht alle von uns angepeilten ausländischen
Märkte erschlossen, aber ich gebe zu, dass seit Beginn schon viel geleistet
wurde – doch es bleibt noch viel zu tun.
- Welche waren während der vergangenen 16 Jahren die größten Schwierigkeiten und die größten Erfolge ?Zu Beginn war die größte Schwierigkeit zweifellos die
Ausbildung der Mitarbeiter. Für den Aufbau des von uns angestrebten Unternehmens
benötigten wir vor allem qualifizierte Mitarbeiter – das war uns sehr wichtig.In erster Linie war die Arbeit unserer Agronomin
Dott.ssa Paula Pacheco entscheidend. Sie verwandelte das gesamte wissenschaftliche
Know-how, das in enger Zusammenarbeit mit der Universität Florenz erarbeitet
wurde, in ein Konzept, das zunächst nur schwer realisierbar schien.Heute bin ich sehr stolz auf unser Team, das mit moderner
Technik arbeitet und ein Endprodukt zustande bringt, das den Spagat zwischen
Handwerk und Wissenschaft bewältigt. Die Zufriedenheit beruht auch auf der Qualitat unserer Gewachse im Vergleich zu den großen internationalen Weinen, die in den verschiedenen"Blindverkostungen" immer wieder bestätigt wird.
Diese Befriedigung empfinde nicht nur ich, sondern alle unsere Mitarbeiter im Weinkeller, im Weinberg und im Vertrieb in Italien und im Ausland.
Wir verstehen uns als eine große Familie und das Engagement ist das Ergebnis unseres Erfolgs, ganz ohne Hierarchien.
- Ômina Romana ist ein Familienunternehmen. Tochter Katharina hat als CEO die Zügel in der Hand und wird dabei von erfahrenen Fachleuten unterstützt. Was ist heute Ihre Rolle im Unternehmen?
Ich kümmere mich ganzjährig um die Bewerbung der Marke in Italien und Europa und versuche, die Geschichte und die Passion unseres Unternehmens für seine Produkte zu vermitteln. Leute sind neugierig und wollen aus erster Hand den „Spiritus rector" kennenlernen, der tatsächlich für das Produkt verantwortlich ist, und begreifen, wie viel Arbeit und Sorgfalt tatsächlich für die Produkte von Ômina Romana erforderlich sind. Ich freue mich sehr, wenn bei den verschiedenen Meisterkursen, Verkostungen und Events die Neugierde auf unsere Geschichte und Kultur als Fundament unserer Weine bei den Menschen geweckt wird. Hinsichtlich der Vorstellung des Produkts bei den verschiedenen Kunden haben meine Tochter Katharina und ich die verschiedenen Märkte aufgeteilt: Ich bin in Italien und Europa aktiv und sie kümmert sich um den asiatischen Markt und die USA.
- Sie haben sich schon immer für italienische Kunst, Geschichte und Kultur begeistert: Wie haben Sie diese Passion mit Begeisterung für Wein verbinden können und was ist der Mehrwert des Konzepts von Ômina Romana?
Meine Leidenschaften für Kunst und Geschichte korrespondiert perfekt mit dem Konzept von Ômina Romana, da es die Wiedergeburt des etruskisch-römischen Weins verkörpert.
Im Zuge meiner Studien habe ich entdeckt, dass die
Etrusker den Weinbau in der Region begonnen haben, der dann von den Römern
fortgesetzt wurde. Sie pflanzten hier in der Nähe von Velletri die wertvollsten
Rebsorten der römischen Zeit an und verbreiteten sie in allen eroberten
Gebieten des Reiches. Unser Projekt zielt auf die Erneuerung des Geistes jenes
großen Weins der Antike und auf seine Verbreitung in der Welt.
Wir widmen uns einem Wein, der tief in der Geschichte
wurzelt und der auch dank neuer Technologien und innovativer wissenschaftlicher
Forschung bis in die Gegenwart reicht. Dieses Band spiegelt sich auch in den Namen unserer
Weine, die Bezug nehmen auf die griechische und römische Antike. Auch die Philosophie der ersten christlichen
Jahrhunderte nimmt eine wichtige Rolle ein. Sie kommt in den Konzepten „mens et
manus“ und „ora et labora“ zum Ausdruck. Für uns ist alles eng mit der manuellen Arbeit des
Weinbaus im Betrieb verbunden, die für unsere Region typisch ist.
- Inwiefern hat sich der Weinbau in der Region im Laufe dieser Entwicklung verändert, wenn er sich überhaupt verändert hat?
Für mich ist das Projekt Ômina Romana in unserer Region eher eine Rarität, das seinen eigenen Weg geht. Wir wollen das umsetzen, was wir am besten zum
Ausdruck bringen können.
- Wie sehen Sie die Zukunft und welche nächsten Schritte planen Sie für das Unternehmen?
Unsere Ziele sind immer dieselben: sorgfältige Arbeit
und die Verbreitung der Bekanntheit unserer Marke auf den noch nicht
erschlossenen Märkten. Natürlich auch die Arbeit an der Produktqualität in Zusammenarbeit
mit „unserer Familie von Mitarbeitern“. Für die Zukunft streben wir eine Verdoppelung der
Produktionskapazität des Weinkellers an, um das Potenzial der verfügbaren
Flächen voll ausschöpfen zu können.
- Gibt es für 2023 einen Wein, auf den Sie besonders setzen?
Ja! Bereits im vergangenen Jahr haben wir mit dem Versuch der Herstulleng eines reinsortigen Rosé aus Merlot begonnen. Er war so beliebt, dass er innerhalb weniger Monate ausverkauft war.
Mit dem neuen Jahrgang haben wir die Produktionskapazität für diesen Wein erhöht und wir werden ihn sowohl auf der nächsten Vinitaly als auch auf der Prowein vorstellen.
Es handelt sich also um ein große Wagnis und ein neues Produkt, das wir auf den Markt bringen und das aufgrund seiner Frische und seiner außergewöhnlichen Aromen von Grapefruit, Zitrone und Zitrusfrüchten sehr interessant ist. Also ideal für den kommenden Sommer.
Ich empfehle daher allen, diesen Wein zu probieren, und hoffe, bald zahlreiche Fans von Ômina Romana zu treffen - sowohl bei einem Besuch auf dem Weingut als auch bei den Masterclasses in Italien und Europa.
Seit etwa 20 Jahren leide ich unter einer plötzlichen, ausgeprägten (Pulsanstieg, Atemnot) Histaminallergie. Rotweine zu trinken war absolut tabu weil Rotweine einen hohen Histamingehalt haben können, besonders französische.Weshalb "war" ?
Zufällig wurde ich dieses Jahr mit einem Rotwein konfrontiert, aus Ihrem Weingut. Dem Cabernet Sauvignon Linea Ars Magna 2015. Als Histaminallergiker erkennt man einen Histamin haltigen Wein schon am Geruch. Die Nase ist "metallisch".
Hier fehlte dieses Merkmal völlig. Der Wein, mutig getrunken, hinterliess keinerlei allergische Reaktion. Inzwischen ebenso der Merlot. Endlich wieder Rotwein. Als Mediziner empfehle ich Ihnen, auf diesen Aspekt, zumindest dieser beiden Sorten hinzuweisen. Selbstverständlich ist der Grund für das fehlende oder zumindest rudimentäre Histamin eine Folge des Ausbaus Ihrer Weine. Sie sollten diese Eigenschaft erwähnen. Z.B. 'histaminarm'. Histaminfrei würde ich aus rechtlichen Gründen nicht empfehlen. Wie gesagt, Sie haben einem Gourmet nach Jahren des Verzichts ein grobes Geschenk gemacht. Auch wenn Sie dies vielleicht nicht wussten. Mit freundlichen Grüßen, Dr. Wolfgang Bonz